Spuk in Oldenburg: Der Ring -  Ein Bericht von Holger Sauer

Da lag nun der lang vermißte und gesuchte goldene Ring: schmal, mit einem winzigen Brillanten, leicht verbeult, matt und zerkratzt. Neuwert 40 €. Gefunden bei der Renovierung der oberen Wohnung eines zweigeschossigen Hauses in Oldenburg. Und doch muß dieser unscheinbare Gegenstand einen ungeheuren ideellen Wert für seine verstorbene Besitzerin besessen haben.

Das Ehepaar Monika und Manfred F. hatte mit Sohn und Tochter einige glückliche Jahre in dieser Wohnung verbracht, bis die beiden Kinder ausgezogen waren und berufliche Gründe 1991 einen Ortswechsel erforderlich gemacht hatten. Beim Umzug war der Ring im Abstellraum unauffindbar geblieben, weil er hinter den Befestigungswinkel eines Regalbretts gerutscht war. Also verzogen die F. ohne ihn. Das Ehepaar L. übernahm die Wohnung. Der Kontakt mit den Hausbesitzern C., die in der unteren Wohnung lebten, brach ab. Sieben Jahre später kam die Nachricht, die F. seien bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt.

Eigentlich begann der Spuk bereits damals, jedoch in zunächst harmlosen, kaum beachteten Formen. Die F. schienen ins Haus zurückgekehrt zu sein und ihr ganz normales Leben weiterzuführen, ohne Miete zu zahlen. (Wie sollten sie auch als Geister? Ihre Nachmieter L. zahlten ja!) Wie früher war das charakteristische Geräusch des Garagentors zweimal täglich hörbar, selbst nachdem es erneuert worden war. Die Haustür wurde aufgeschlossen, Gegenstände polternd abgestellt. Das Ehepaar C. wunderte sich manchmal über die Unruhe der Mieter L. Aber all dies fiel im Rahmen der üblichen Hausgeräusche nicht so sehr auf, bis schließlich die Wohnung nach dem Auszug einer letzten Mieterin, die nach den L. eingezogen war, leerstand. Nun verstärkte sich der Verdacht, daß es sich tatsächlich um Spuk handelte. Aber der 'Geist' verhielt sich wie ein lieber Hausgenosse, er störte nicht ernsthaft und hatte nichts Bedrohliches an sich.

Das sollte sich ändern, nachdem die C. bei der Renovierung der oberen Wohnung, die sie zunächst selbst zu nutzen beabsichtigten, den Ring gefunden hatten. Da die Adressen der Kinder der F. nicht ermittelt werden konnten, schenkten sie ihn einer Bekannten. Augenscheinlich war das ein Fehler, Frau F.s geliebter Ring befand sich nun nicht mehr in der Wohnung - in ihren Augen ein Verbrechen, das gesühnt werden mußte. Also begann sie Frau C. zu belästigen. Mit allen Kräften, die ein Geist aufbringen kann, preßte sie vorwiegend tagsüber deren Kopf und den Brustkasten zusammen. Frau C. bekam Beklemmungen und konnte kaum atmen. Sie suchte Hilfe im Gebet und bat insbesondere ihren Schutzengel vergeblich um Beistand. Hinzu kam die Drohung, sie solle nicht mit dem Auto fahren, sonst erleide sie einen Unfall. Da sie ohnehin körperlich geschwächt war, ließ sie den Wagen in der Garage. Eines Nachts hörte sie einen schauerlichen Heulton, der aus der Ferne kam, anschwoll und sich in die von den Geistern F. bewohnten oberen Räume zog, wo er verstummte.

Die Frau, die den Ring erhalten hatte und trug, wurde in keiner Weise belästigt. Auch Herr C. spürte nichts. Eine innere Stimme sagte Frau C., der fortgegebene Ring sei die Ursache ihrer Belästigungen. Sie holte ihn zurück und legte ihn in den Abstellraum, aber nicht dorthin, wo er gefunden worden war. Die Belästigungen gingen in abgeschwächter Form weiter. Erst als der Ring exakt an die ursprüngliche Stelle plaziert wurde, verschwanden die Beklemmungen und Drohungen.

Ein um Rat gebetenes Medium äußerte: "Ja, es handelt sich wirklich um Monika F." Damit schien die Ursache des Spuks klar. Herr F. fuhr wie bisher zur Arbeit, usw. Aber dann kam es auch in der unteren Wohnung der C. zu allerlei außergewöhnlichen Ereignissen. Im Bad fiel ein kleiner Kosmetikspiegel von allein auf den Boden, zerbrach aber nicht, ebenso eine Uhr, ohne Schaden zu nehmen. Zwei Schleifkegel eines Pediküregeräts verschwanden spurlos. Der Spülkasten lief ungewöhnlich oft und mußte abgedreht werden. Das Ventil wurde mehrfach gereinigt und die Dichtungen ausgetauscht, alles erfolglos. War es Spuk oder die normale Folge einer Verschmutzung der Zuwasserleitung? Rätselhaft blieb auch die Ursache von 3 bis 4 Sekunden dauernden unangenehmen Kaltwasserschüben beim morgenlichen Warmduschen der Frau C. Die Hähne waren nicht verstellt, die Strahlstärke blieb unverändert. Eines der Lieblingsbücher von Herrn C. verschwand unauffindbar.

Das Ehepaar C. wollte diese Zustände nicht auf Dauer hinnehmen. Sie zogen einen Spukexperten hinzu, der mit einer einfachen Kamera Fotoaufnahmen in allen oberen Räumen machte. Dabei zeigten sich auf einem der Bilder überraschenderweise zwei 'Geistwesen' in Form unterschiedlich dicker roter bis violetter Säulen von ca. 1.80 m Höhe. Mit einem siderischen Pendel wurde die rechte, mit knapp 30 cm Durchmesser, als Monika F. ermittelt, die linke, Manfred F., ist 35 cm stark. Der Abstand beträgt nur 5 cm. Im oberen Viertel vereinigen sich die beiden Säulen und nehmen eine hellviolette Färbung an. Ein selten schönes Zeichen geistigen Verbundenheit zweier Seelen: Treue über den Tod hinaus! Andere Untersuchungen zeigten ebenfalls die Anwesenheit von Geistwesen und trugen zur Klärung der Situation bei.

Doppelspuk

Die obere Wohnung sollte wieder vermietet werden - aber wer nimmt eine Wohnung, in der Geister herumspuken? Der Experte stand vor der Aufgabe, die armen Seelen zu erlösen, um den Spuk zu beenden. Die Räume wurden mit Weihwasser besprengt, Kerzen angezündet und Gebete gesprochen. Dabei kam es mehrfach zu massiven Reaktionen. Der Experte wurde regelrecht angegriffen. Seine Haare sträubten sich, er empfand Druck auf den Kopf und dumpfen Kopfschmerz. Eisige Schauer erfaßten ihn. Einer der Angriffe war so stark , daß der Mann unter lautem 'Schutz-Schutz'-Geschrei und abwehrenden Handbewegungen die Wohnung verlassen mußte. Das Ehepaar F. schien sein geliebtes Domizil nicht aufgeben zu wollen. Dennoch ließen die Attacken nach, die Spukgeräusche wurden leiser, und nach einigen Wochen schien der Spuk oben und unten beendet zu sein.

Doch dann traten die Störungen erneut auf. Nun wurden in der oberen Wohnung Jerusalemkreuze ausgelegt und mit Weihwasser gesprengt, täglich für die armen Seelen gebetet, diese ins Licht geschickt und eine Kerze angezündet, ein ausgelegter Belehrungstext mehrfach laut vorgelesen, wonach die F. jeweils für ein, zwei Tage verschwanden und, langsam schwächer werdend, zurückkehrten, bis sie endlich ganz ausblieben.

Es ist nicht verwunderlich, daß ihre Erlösung drei Monate dauerte, hatten sie doch fast drei Jahre in der Wohnung herumgespukt.

 

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